Mauser Werke Waldeck Rundform Möbel Stahlrohr 50er vintage Geschichte

Mauser Werke Waldeck

Die Rundform-Stahlmöbel sowie die Stahlrohr-Sitze und -Sessel aus der nordhessischen Produktion in Waldeck gelten heute als Designklassiker. Unter dem Namen "Mauser - Möbel und Sitzkultur" werden sie noch immer in kleinen Mengen bei Berndorf hergestellt, aber ihre Blütezeit lag in Nordhessen nach dem Krieg. Dort wurde 1944 eine kriegswichtige Produktion verlagert, was dazu führte, dass Mauser seine erfolgreiche Tonnen- und Fassproduktion einstellen musste. Nach Kriegsende musste die zweite Generation der Mauser-Söhne die Produktionspläne neu ausrichten und begann erneut mit dem Bau von Möbeln für die Büroausstattung, nachdem sie bereits 1929 damit begonnen hatten. So entstand das "Mauser Rundform Programm", zu dem unter anderem Aktenschränke und verschiedene Tischprogramme gehörten. Allen gemeinsam war die Fertigung überwiegend aus Stahlblech und die Formgebung, die an Tonnen erinnerte. Dies machte die Möbel zu Designikonen im Stil des Mid-century modern, und sie sind heute sehr gefragt. Es wurden auch passende Sitze und Stühle aus Stahlrohr gefertigt, die heute als "Swinger" bezeichnet werden. Aus dieser Produktion in Waldeck wurden die "Mauser-Libelle" und der "Mauser-Schmetterling" als Designstücke bekannt.

Die Geschichte der Mauser Werke begann jedoch anders. Der schwäbische Erfinder Wilhelm Mauser, Miteigentümer der bekannten Gewehrfabriken in Oberndorf, begründete die Metallverarbeitung. Er verstarb jung im Jahr 1882, als sein Sohn Alfons gerade mal 10 Jahre alt war. Alfons Mauser gilt als Begründer der Mauser Werke und der Design-Möbelfertigung. Zunächst lernte er in der Fabrik seines Onkels und ging dann 1891 nach England und von dort in die USA, um Neuheiten im Waffenbau zu erkunden. 1893 kehrte er zurück, beendete seine Lehre und studierte bis 1896 an der TH Stuttgart. Seine Ideen wurden jedoch von seinem Onkel abgelehnt. Also gründete er 1896 seine erste Stahlwarenfabrik und begann mit der Herstellung einfacher Produkte wie Zäune, Gartentore und Stahlgitter.

Mit Hilfe seines Schwiegervaters, der selbst Unternehmer war, verlegte Alfons Mauser seinen Firmensitz nach Köln-Ehrenfeld. Neben dem "Zaunkönig"-Programm wurden nun Transportkörbe für große Glasflaschen der Chemieindustrie hergestellt. Aus diesem Ansatz entwickelte Alfons Mauser luftdicht wiederverschließbare Stahlfässer, die "Mauser-Patent-Fässer", die ein unglaublicher wirtschaftlicher Erfolg wurden.

In den 1920er Jahren vergrößerte er die Firma durch Zukäufe in Harburg, Neuwied und Herdecke. Später entstanden Produktionsstätten in Brasilien, Portugal und den Niederlanden. 1921 kaufte er auch eine Fabrik in Waldeck, Nordhessen. Er wurde dort schnell zum größten Arbeitgeber der Region und erhielt sogar die Ehrendoktorwürde Dr.-Ing. E.h. Im Alter von nur 55 Jahren verstarb er plötzlich, und so übernahmen 1927 seine fünf Söhne die Werke. 1929 entstand im Werk Waldeck die Idee zur Fertigung von Stahlmöbeln.

1930 begann die Produktion von Stahlrohrstühlen, den Freischwingern. Die stilistische Nähe zum Bauhaus führte zu Rechtsstreitigkeiten mit Mies van der Rohe und dem Konkurrenten Thonet. Das "Mauser Rundform Programm" wurde ein großer wirtschaftlicher Erfolg, ebenso wie die Stahlrohr-Sitzmöbel.

1979 wurde die Mauser-Werke GmbH in die Mauser-Waldeck AG umfirmiert und erhielt frische Mittel für Investitionen. Die Familie trennte sich jedoch von den Aktien. Es gab viele Wechsel der Eigentümerverhältnisse und damit verbunden auch der Produktpolitik. 2002 ging das Unternehmen schließlich insolvent und wurde liquidiert. Der Markenname wurde verkauft und lebt bis heute bei Berndorf weiter. Die Möbel, die ab 1929 produziert wurden, sind mittlerweile begehrte Designklassiker.
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